Wenn sich die Weite eng anfühlt, spürt sich die Freiheit plötzlich ungewohnt an.

Der zarte Spross der Lebensfreude, der es hinter den Schutzmauern geschafft hat, unverkümmert die Durststrecke zu überdauern, möchte seine jungen Triebe der Sonne entgegenstrecken. Sich ausbreiten. Sonne, Luft und Liebe auf sich spüren und in sich aufnehmen. Sich entfalten, im Kreise drehen, Lachen, das Leben in sich spüren, die Freude hinausrufen.

Das Gefühl von Trauer schleicht sich ab und an aus unterschiedlichen Richtungen heran. Leise. Umspielt die geballte Energie mit leichten Schleiern. Manchmal gerade dann, wenn sich alles so leicht, unbeschwert und befreit anfühlt.

Wieso gerade jetzt?

Ich fühle mich so glücklich und gleichzeitig möchten sich die Tränen ihren Weg bahnen.

Wenn ein Damm bricht, entlädt sich geballte, angestaute Energie in einem riesigen befreienden Spektakel. Spritzende, sprühende Funken geben sich dem Fluss hin, der ihnen so lange verwehrt geblieben war.

Und gleichzeitig bricht dadurch etwas anderes zusammen.

Mit der Zeit wird sich ein Gleichgewicht bilden.

Viele neue gelebte Momente werden neben Bildern gelebter Momente stehen.

Mit der Dankbarkeit für das, was erlebt, erleidet, gelernt und befreit werden durfte, wird die Frische der neuen Momente spür- und annehmbar.

Es darf nebeneinander stehen.

Das, was war und das, was ist.

Alles,
jeder gelebte Moment,
jede getroffene Entscheidung
macht MICH aus.

Copyright © 2021 Martina Wolf-Minich