Libellengedanken

Libellengedanken

Als der Techniker nachhause kam wunderte er sich, dass in seinem Garten ein Helikopter stand. An Libellen war er gewöhnt. Sie umschwirrten das Wasser des Teichs in seinem Garten. Manchmal landeten sie auf der Spitze eines Schilfkolbens und beobachteten die Umgebung.

Jetzt sahen sie, dass der Techniker interessiert auf den Helikopter zuging und ihn umrundete. Plötzlich blieb er stehen. Ein kleines Männchen stand auf der Kufe des Helikopters und versuchte, zum Motor zu gelangen. Verwundert sprach der Techniker ihn an: „Wer sind Sie denn und was machen Sie hier in meinem Garten?“

Das kleine Männchen drehte sich um und wandte sich dem Techniker zu. „Ich bin Fred, der Mechaniker. Ich versuche, den Motor des Helikopters wieder in Gang zu setzen. Ich bin nämlich auf dem Weg zu einem Freund.“

„Naja, dann werden wir uns gemeinsam bemühen, dass Ihr Helikopter wieder starten kann“, antwortete der Techniker. Gemeinsam schraubten sie, füllten Öl nach und schließlich kletterte der Mechaniker wieder in den Helikopter und versuchte, zu starten.

Mit einem sanften Surren setzten sich die Rotorblätter in Bewegung und sachte hob der Helikopter ab. Der Techniker winkte dem Mechaniker zu, als dieser sich in die Lüfte erhob.

„Was wäre das für ein fröhliches Bild, wenn man es zeichnen würde.“, dachte die Libelle. „Vielleicht sollte ich mich doch der Malerei zuwenden.“

Copyright © 2021 Martina Wolf-Minich

Gedankenkreisen

Gedankenkreisen

Meine Gedanken kreisen.

Immer mal wieder.

Drehen sich im Kreis.

Schnell wie ein Karussell.

Und dann …

Ein einziger Gedanke reicht.

Der ausbricht.

Aus dem Kreis.

Damit sich auch die anderen Gedanken neu anordnen können.

Gedankenkreisen

geDANKEnKREISen

Copyright © 2021 Martina Wolf-Minich

Die Enge annehmen

Die Enge annehmen

Die Enge annehmen.
In Liebe.
Weil ich aus ihr entsprungen bin.

Die Enge annehmen.
In ihr konnte ich wachsen.
Bis ich ihr entwachsen bin.

Die Enge annehmen.
In Dankbarkeit.
Als Mahnmal.

Die Enge annehmen.
Als Sprungbrett in die Weite.
Immer wieder.

Copyright © 2021 Martina Wolf-Minich

Wenn sich die Weite eng anfühlt

Wenn sich die Weite eng anfühlt

Wenn sich die Weite eng anfühlt, spürt sich die Freiheit plötzlich ungewohnt an.

Der zarte Spross der Lebensfreude, der es hinter den Schutzmauern geschafft hat, unverkümmert die Durststrecke zu überdauern, möchte seine jungen Triebe der Sonne entgegenstrecken. Sich ausbreiten. Sonne, Luft und Liebe auf sich spüren und in sich aufnehmen. Sich entfalten, im Kreise drehen, Lachen, das Leben in sich spüren, die Freude hinausrufen.

Das Gefühl von Trauer schleicht sich ab und an aus unterschiedlichen Richtungen heran. Leise. Umspielt die geballte Energie mit leichten Schleiern. Manchmal gerade dann, wenn sich alles so leicht, unbeschwert und befreit anfühlt.

Wieso gerade jetzt?

Ich fühle mich so glücklich und gleichzeitig möchten sich die Tränen ihren Weg bahnen.

Wenn ein Damm bricht, entlädt sich geballte, angestaute Energie in einem riesigen befreienden Spektakel. Spritzende, sprühende Funken geben sich dem Fluss hin, der ihnen so lange verwehrt geblieben war.

Und gleichzeitig bricht dadurch etwas anderes zusammen.

Mit der Zeit wird sich ein Gleichgewicht bilden.

Viele neue gelebte Momente werden neben Bildern gelebter Momente stehen.

Mit der Dankbarkeit für das, was erlebt, erleidet, gelernt und befreit werden durfte, wird die Frische der neuen Momente spür- und annehmbar.

Es darf nebeneinander stehen.

Das, was war und das, was ist.

Alles,
jeder gelebte Moment,
jede getroffene Entscheidung
macht MICH aus.

Copyright © 2021 Martina Wolf-Minich

Den eigenen Spielraum kennen

Den eigenen Spielraum kennen

Den eigenen Spielraum kennen ist für mich als erste Empfindung belegt mit „seine Grenzen kennen“.

Das wiederum ist für mich im ersten Moment mit Enge belegt.

„Sei dir nur ja deiner Grenzen bewusst. Überschreite sie nicht!“

Nicht im beschützenden, sondern im drohenden Sinn.

So viel zur alten Konditionierung, die im vermeintlich sicheren, schützenden Mantel einengt.

Weil er spannt, zwickt, das freie Atmen nicht zulässt.

Die Knöpfe zwar an der Grenze ihrer zwirnernen Belastbarkeit zerren, doch halten.

Was aber, wenn ich:

Mir selbst Spielraum gebe.

Mir selbst Spielraum lasse.

Mir selbst Spielraum (ver)schaffe.

Meinen Spielraum sehe.

Meinen Spielraum beginne zu nutzen.

Die Knöpfe des Schutzmantels springen wie weggeschnippte Flöhe davon.

Die einengende Sicherheit verwandelt sich in ein fruchtbares Fundament. Der schützende Mantel breitet sich aus zu tragenden Schwingen.

Dann bedeutet, meinen Spielraum zu kennen auch, mir meiner Grenzen bewusst zu sein.

Jedoch werden sie zum Freund.

Zeigen mir auf, wo ich mir noch selbst im Weg stehe. Weiten sich, damit ich meinen Weg gehen kann.

Meinen Spielraum zu kennen, ist unendlich befreiend.