Ich kompensiere

Ich kompensiere

Meistens merke ich, wenn ich kompensiere.

Oftmals erkenne ich, wann ich beginne, zu kompensieren.

Manchmal schaffe ich es dann, mich einen Schritt daneben zu stellen und versuche zu sehen, weshalb ich es tue. Ich betrachte mich von außen.

Ab und an merke ich es, will aber nicht hinschauen.

Zeitweise erkenne ich es zu spät.

Es war und ist ein Weg der Bewusstwerdung und Bewusstheit, es sehen und hinterfragen zu wollen.

Wenn es mir gelingt, ist es ein Schritt näher zu mir selbst und gleichzeitig der Gewinn eines Stückchens Freiheit.

Es ist oft unangenehm zu erkennen, dass und was ich kompensiere.

Es ist wie ein kleines Loch, das durch die Wand des Kompensierens blicken lässt. Was sich alles hinter dieser Mauer verbirgt?

Erwartungen, denen ich gerecht werden will.

Prägungen, die ich mir angelebt, die ich lange nicht hinterfragt habe.

Bilder, die mir vorschweben.

Was steckt dahinter?

Bisweilen die Angst, nicht zu genügen, nicht geliebt zu werden.

Der Anspruch an mich selbst, stark zu sein.

Wie weit verbiege ich mich, zum diese Angst nicht spüren zu müssen?

Je mehr ich mich selbst annehme und liebe, wie ich bin – unverbogen – desto freier werde ich.

Diese Unabhängigkeit sprengt die Ketten der Erwartungen, Zwänge und Prägungen.

Diese Freiheit gibt allen um mich die Möglichkeit, mich so zu sehen, anzunehmen und zu lieben, wie ICH bin.

Copyright © 2021 Martina Wolf-Minich

Vorschlag zur Überbrückung von Durststrecken

Vorschlag zur Überbrückung von Durststrecken

oder

Was ich gelernt habe

Zu wissen, was möglich ist. Weil ich es erlebt habe. Die Intensität. Die Vertrautheit. Die Kraft, die freigesetzt werden kann. Die Ideen, die zu wachsen beginnen.

Doch dann holt mich das „echte“ Leben wieder ein. Ich lasse mich vom Trott des Alltäglichen vereinnahmen. Erfülle meine Pflicht. Gehe „meiner“ Wege.

Es gibt sie noch in mir, die Quelle meiner selbst. Ein wenig verschüttet von Sorgen, Ängsten, Plänen. Obwohl es schmerzt, Schutzmauern zu bauen, errichte ich sie. Weil dieser Schmerz geringer ist als jener über den Verlust dessen, was einmal an Stelle der Schutzmauer möglich war.

Doch was ist, wenn ich einfach dankbar bin für das, was einmal möglich war.

Was ist, wenn ich es nicht als Verlust sehe, sondern als wunderschöne Erfahrung.

Was ist, wenn ich darauf vertraue, dass es jederzeit wieder möglich ist.

Was ist, wenn ich eine kurze Nachricht, einen kurzen Anruf zwischendurch als einen vereinzelten Sonnenstrahl erleben kann, der sich seinen Weg durch die Wolken des Alltags gebahnt hat. Womöglich vermag er es nicht, sein volles Strahlen zu entfalten. Doch er hat das Vermögen, ein Lächeln in mein Gesicht zu zaubern, das sich mit einem vertraut innigen Gefühl in mir ausbreitet.

Was ist, wenn ich meine Schutzmauern beginne niederzureißen, weil nur so die Sonnenstrahlen die Chance haben, die Risse der Schmerzen zu heilen und das tiefe Vertrauen zu nähren. Das Vertrauen in eine Freundschaft, die phasenweise wie ein Samen in der Erde ruht. In der Gewissheit, jederzeit wieder wachsen und Früchte tragen zu können, wenn er genährt wird.

Diese Wahl fühlt sich wohlig warm und frei an. Wie ein Lächeln, das sich ausbreitet und Freude mit sich bringt.

Das, habe ich heute gelernt.

Und die Wahl getroffen.

Copyright © 2021 Martina Wolf-Minich

Muster – Bilder

Muster – Bilder

Wenn ich mich in ein Muster pressen lasse, das für mich nicht passt, brauche ich Schutzkleidung.

Um stark zu scheinen, obwohl ich schwach bin.

Wenn ich authentisch bin, brauche ich mich nicht zu schützen. Dann bin ich stark.

Wenn ich das Gefühl habe, nicht ins Bild zu passen.
schaue ich dann vielleicht das falsche Bild an?

Selbst verloren

Selbst verloren

Es passiert schleichend. Dass ich mich selbst verliere. Während ich in der Außenwelt doch so präsent bin. Auf so vieles achte, schaue.

Nur nicht bewusst auf mich selbst. Und dann stelle ich eines Tages fest, dass ich zwar noch da bin, aber viel von mir selbst verloren habe.

Und nun?

Mache ich mich auf die Suche nach mir selbst?

Auf die Suche nach dem, was mich im Innersten ausmacht?

Will ich es wirklich wissen?

Mich mit mir selbst auseinandersetzen?

Auf der Suche nach dem Vergessenen, das mich strahlen lässt.

Meine Mutter (2)

Meine Mutter (2)

Meine Mutter kenne ich nur aus meiner Perspektive. Als ihre Tochter.

Ich kenne sie nicht als Kind, Freundin, Frau, Partnerin, Oma. Sie ist meine Mutter.

Für meine Oma war sie immer ihr Kind. Ihr Mauserl. So, wie ich für meine Mutter immer ihr Kind bleiben werde. So, wie meine Kinder immer meine Kinder bleiben werden.

Auch, wenn sie wachsen, groß werden, erwachsen werden. Ausziehen, Familien gründen, selbst Eltern werden.

Ich frage mich, ob ich erst dann „richtig“ erwachsen werde, wenn ich die letzte, die nächste in der Generationenfolge bin?

Vergangenheit & Zukunft

Vergangenheit & Zukunft

Vergangenheit

Sie beschäftigt mich momentan sehr.
Die Vergangenheit.
Das Loslassen.
Der Aufbruch in etwas Neues.
Was hält mich zurück?
Was gehört gelöst?

Meine Vergangenheit ist mir vertraut. Sie habe ich sicher. Das kann mir keiner mehr wegnehmen.

Wenn auch nicht immer angenehm.

So doch gewiss.

Zukunft

Das Neue.
Der Aufbruch.
Die Veränderung.
Fühlt sich im Bauch nach einer fröhlichen starken Kraft an, die befreit werden möchte.

Endlich die Schleusen öffnen, die Schranken heben. BeFREIt.

Und doch. Es gibt dieses „doch“.
Es ist ungewiss. Wie es sich anfühlen wird? Wie es sein wird? Ob es sein wird?

All das weiß ich nicht und will mich dennoch darauf einlassen.

Meine Vergangenheit hat mich gemacht. Mich zu diesem Punkt gebracht, an dem ich JETZT darüber nachdenke, „Wage ich den Schritt?“ und „Wenn ja, wie?“

Sie wird immer Teil von mir sein und doch habe ich das ganz starke Gefühl – fast ein Bedürfnis – dass ich mich von ihr in Dankbarkeit lösen muss, um weitergehen zu können. Um Raum für Neues zu schaffen.

Ich werde sie immer liebevoll bei mir haben. Doch es gibt viele Dinge, die ich nie wieder erleben werde können.

Es scheint, als ob es an der Zeit ist, für das, was war, DANKE zu sagen. Damit das, was werden wird, unter einem guten Stern beginnen kann.